Dr. Herbert Koerner                        
Ingenieur - Arzt - Weltumsegler

Warum der Begriff Atlasmedizin?

Als Arzt für Orthopädie besuchte ich 1985 einen Kurs des französischen Arztes Dr. Albert Arlen. Er war für den unvorstellbaren Erfolg bekannt, durch einen manuellen Impuls auf die Querfortsätze des Atlas, des ersten Halswirbels, sofortige Schmerzfreiheit in anderen Körperregionen zu erzielen. 

Bei der manuellen Umsetzung in meiner orthopädischen Praxis wurde mir schnell bewusst, dass die von den Patienten oft als schmerzhaft empfundene Manipulation am Atlas nicht der Auslöser für das komplexe Geschehen im Körper sein konnte. Entscheidend schien mir, dass in diesem Gebiet eine enge Bündelung des Nerven- und Gefäßsystems vorliegt und dadurch dem Therapeuten ein hoher Informationstransfer in die biologischen Regelkreise des Körpers ermöglicht wird. In Abkehr von der bei Dr. Arlen erlernten Therapieform, variierte ich Stellung, Richtung und Intensität des Impulses in einen leichten Druck über die Processus transversi in cranialer Richtung. 

Diagnostisch schlüsselt die von mir angewandte Behandlungsmethode chronische Schmerzpotentiale auf und sucht nach deren Ursprüngen. Der Impuls in der Atlasregion, ich nenne ihn TBS-Impuls, ist der wichtigste Schritt aber nur ein Teil der Therapie. Aus diesem Grund wurde in meiner Praxis aus der Atlastherapie die Atlasmedizin.  



Der TBS-Impuls  (Temporäres Brainsplitting)

Im Rahmen meiner humankybernetischen Behandlung, die ich als Atlasmedizin bezeichne, genügt es, unterhalb des Ohrläppchens einen hochenergetischen Impuls abzusetzen. Nicht der Atlaswirbel selbst, sondern das Ende von dessen Querfortsatz, das Triangulum mandibulare, ist der Ansatzpunkt für die Therapie. Der Impuls, der über den Querfortsatz des Atlaswirbels der Patienten abgesetzt wird, schießt in Richtung des Stammhirns. Ein manuell richtig ausgeführter Energiestoß soll in der jeweils therapierten Hirnhälfte schlagartig die biophysikalischen Regelkreise optimieren und damit zu einer deutlichen Linderung oder gar Befreiung vom chronischen Schmerz auf der behandelten Körperseite führen. 
Was aber spielt sich im Körperinneren ab, wenn der gebündelte Energieimpuls in Richtung Stammhirn schießt? Einen Erklärungsansatz fand ich beim Neurochirurgen Joseph E. Bogen und bei Roger Sperry, der für seine Forschungsarbeiten 1981 sogar mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde. Bereits in den 1960er-Jahren führten die beiden Wissenschaftler an der University of Southern California eine Reihe von Versuchen mit über die Maße schmerzbelasteten Menschen durch – in der Fachwelt wurden ihre Experimente bekannt unter der Bezeichnung „kalifornische Reihe“.


Chirurgisches Brainsplitting (aus Schmerzfrei durch Humankybernetik)

Um extreme Schmerzpatienten von ihrem quälenden, auf keine andere Therapie mehr ansprechenden Schmerz zu befreien, durchtrennten die kalifornischen Forscher mit einem Skalpell bei einigen wenigen Betroffenen, deren Einverständnis sie zuvor eingeholt hatten, die Verbindung zwischen beiden Hirnhälften: das Corpus callosum. Dieses auch „Hirnbalken“ genannte faserige Gebilde funktioniert wie eine Datenautobahn zwischen den beiden Großhirnrinden und sorgt dafür, dass Informationen ungehindert und blitzschnell zwischen den Gehirnhälften hin- und herwandern können, damit sie praktisch zeitgleich in allen „Entscheidungszentralen“ des Kopfes zur Verfügung stehen. Auch in einigen Extremfällen von sonst nicht mehr beherrschbarer Epilepsie gilt dieser rigorose Schnitt als durchaus gängiges Verfahren, um zu verhindern, dass sich während eines epileptischen Anfalls die Übererregung der Nerven von einer Hirnhälfte auf die andere überträgt. 

Nach diesem chirurgischen Brainsplitting hörten bei den von Sperry und Bogen behandelten Patienten die Schmerzen schlagartig auf. Doch der operative Eingriff hatte irreversible Folgen: Der Schnitt durch die Gehirnhälften verursachte bei den Betroffenen heftigste Wahrnehmungsstörungen, die nicht mehr umzukehren waren. Sie machten sich etwa dadurch bemerkbar, dass Informationen im Körper ganz offensichtlich nicht weitergeleitet wurden.
Gelang es einem Patienten zum Beispiel mit verbundenen Augen noch, allein durch Abtasten eines Kugelschreibers mit der einen Hand das Schreibgerät an der Form zu erkennen und über das Sprachzentrum in der dominanten Gehirnhälfte diese Erkenntnis der Außenwelt kundzutun, so vermochte der selbe Patient dies mit der anderen Hand nicht mehr. Im Gehirn formte sich der Eindruck „Kugelschreiber“ nicht mehr, ganz einfach, weil die Informationen beim Wechsel der Gehirnhälften das Sprachzentrum nicht erreichten. 
Wo sonst die Hirnhälften miteinander kommunizieren, war die Verbindung gekappt. Die Leitung blieb tot. 

Nur gemeinsam sind beide Hirnhemisphären zur Teamarbeit fähig, getrennt will ihnen kaum etwas gelingen. So umschreibt es der Nervenforscher Michael S. Gazzaniga in einem Aufsatz, den er im Fachblatt „Spektrum der Wissenschaft“ (12/1998, 84) veröffentlichte. Gazzaniga, der mit den beiden amerikanischen Neurowissenschaftlern Sperry und Bogen zusammengearbeitet hatte, fand heraus, dass beide Gehirnhälften nicht gleichermaßen bewusst denken. „Die rechte Hälfte besitzt wenig Sprachvermögen, kann keine Probleme lösen und ist eigentlich nicht mehr als ein Aufzeichnungsgerät“, behauptete der Direktor des Zentrums für Kognitive Neurowissenschaften am Dartmouth College in Hannover im US-Bundesstaat New Hampshire in einem Interview mit dem deutschen Wochenmagazin Focus (Focus 16/2000, 171–172). Hingegen versuche die linke Gehirnhälfte ständig, einen Sinn zu sehen und Beziehungen herzustellen.


Split-Brain-Forschung (aus Schmerzfrei durch Humankybernetik)

Die Split-Brain-Forschung, die Wissenschaft, die sich der Funktionsweise der voneinander getrennten Hirnhälften widmet, hat laut Gazzaniga seitdem viele Gebiete der Neurowissenschaften bereichert. So fand man beispielsweise heraus, dass der "Hirnbalken" wenn auch nicht die einzige, so aber doch die mächtigste neuronale Brücke zwischen den beiden Hälften des Gehirns darstellt. Ist sie zerstört, wird es für den Patienten mühsam bis unmöglich, selbst einfachste Leistungen wie „Erkennen“ und „Benennen“ zu erledigen.
„Trotz unzähliger Ausnahmen und Gegenbeispiele zeigt die Split-Brain-Forschung eine hochgradige Lateralisierung auf – also eine Spezialisierung der beiden Hirnhälften“, erläutert der Neurowissenschaftler Gazzaniga. „Angesichts der Stärken und Schwächen der beiden Hemisphären grübelten wir über die Grundlagen des menschlichen Geistes. Auch wenn man Bewusstsein beiden Hirnhälften zusprechen kann: Das des linken Gehirns übertrifft das des rechten bei weitem. Womit ein Bündel neuer Fragen aufgeworfen wäre“, fasst es der US-Neuroforscher zusammen.


Reset für die Festplatte Gehirn 

Für mich steht fest, dass der manuell abgesetzte TBS-Impuls in der Atlasmedizin bei den Patienten wie eine Art manuelles Brainsplitting wirkt. Das würde auch die „Halbseitigkeit“ der erzielten Effekte erklären, denn immer wird bei den Betroffenen nur eine, nämlich die gerade behandelte Körperhälfte vom Schmerz befreit. Im Gegensatz zum chirurgischen Eingriff der amerikanischen Neurologen kann bei einem chronisch manifestierten Schmerz der Effekt eines humankybernetischen Impulses als eine Art Reset für die Festplatte Gehirn definiert werden.